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Nach einer tibetischen Erzählung
stammen alle jetzigen Exemplare des Tibet Terriers von einer Zucht ab, die unverändert
über 2000 Jahre in einem einsamen Kloster im sogenannten „Verlorenen
Tal", betrieben wurde. Das Kloster wurde vor einigen hundert Jahren durch
ein Erdbeben von den übrigen Siedlungsgebieten abgeschnitten. Jedem geistigen Würdenträger,
der dieses Kloster besuchte, wurde für seinen langen, gefährlichen
Nachhauseweg zu seinem religiösen Zentrum ein Tibet Terrier als Begleiter und
Bewacher mitgegeben. Nur bei seltenen Ereignissen wurde ein Hund dieser Rasse
als besondere Wertschätzung auch einer weltlichen Person geschenkt. Nach dieser
Erzählung wurden beim Einfall der Chinesen in Tibet im Jahre 1720 alle Tibet
Terrier aus Lhasa und Umgebung in entfernte Kloster gebracht, um diese Rasse zu
erhalten. In einem abgelegenen Seitental des Himalaja, das auch das
„versteckte Tal" genannt wird, befindet sich das Kloster Hemis. Es
existiert seit dem 17. Jahrhundert unzerstört und blieb unberührt von
Eroberern und Besuchern. Sicher gibt es noch weitere derart einsame Himalajaklöster,
die ungestört von äußeren Einflüssen die Zucht der Tibet Terrier über lange
Zeiträume sicherten. Die Versorgung der Klöster erfolgte durch die Produkte
der klostereigenen Viehherden, die durch Hirten und Viehzüchter- Nomaden
betreut wurden. Das war der vorrangige Lebensraum des Tibet Terriers, und daraus
entwickelten sich die ständigen Wechselbeziehungen zwischen Kloster und Hirten
in Form des Schenkens und Abgebens von Hunden. Nach Berichten der Lamas
erhielten sie von den Hirten und Viehzüchtern die kleinsten Welpen der Würfe,
besonders weiße und goldfarbene als „Glücksbringer" und
Huldigungsgeschenk. Die Mönche der Klöster wiederum gaben die größten
Exemplare eines Wurfes an ihre für sie sorgenden Hirten. Die Kleineren dienten
als Wachhunde und Standessymbol in ihren religiösen Zentren oder wurden an
andere Geistliche aus befreundeten Klöstern weitergegeben, die sie dann zur
eigenen Zucht benutzten. Die Tibet Terrier galten als unermüdliche und sehr
aufmerksame Begleiter. Ihr ausgeprägtes Kletter- und Springvermögen ermöglichte
das Behüten von Yanks und Schafen in höchsten und steilsten Regionen. Die
eigentliche Zucht des Tibet Terriers nach europäischen Zuchtvorstellungen wurde
durch die Engländerin Dr. A. Greig 1924 begründet. Sie erhielt ihren ersten
Tibet Terrier als Geschenk von einer tibetischen Händlerfamilie. Es war eine
goldweiße Hündin, die sie „Bunti" nannte und die die gesamte weitere
Zucht der Tibet Terrier begründen sollte. Mit Zustimmung und auf Empfehlung des
indischen Kennel Clubs züchtete sie den ersten offiziellen Wurf, der am
25.12.1924 in Indien fiel. Das war gleichzeitig die Geburtsstunde der Tibet
Terrier-Zucht in Europa.
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